Der Tarangire-Nationalpark
zu den Bildern vom Park
Mo., der 28.06.04
Weil wir schon 8:00 Uhr abfahren wollen, haben wir den Wecker
auf 6:00 Uhr gestellt. Im Bad steht, wie später in jeder
anderen Unterkunft auch, zum Zähneputzen eine Flasche
Mineralwasser. Das Leitungswasser ist zwar sauber, aber nicht
ganz keimfrei. Außerdem gibt es Duschbad, Haarwäsche,
Seife und blütenweiße Handtücher. Wir nutzen
den Luxus und machen uns zum Frühstück fertig.
Vorher sehen wir uns noch etwas die Umgebung an. Die Bungalows liegen in einem
richtigen Blumengarten. Das weitere Umfeld ist von tropischen Gehölzen geprägt,
die von vielen Vögeln besiedelt sind. Diese üppige Vegetation kann
allerdings nur gedeihen, weil alles künstlich beregnet wird. In solcher
Atmosphäre fühlen sich aber auch Moskitos wohl. Doch wir haben ja unsere
Malaria-Prophylaxe schon eingenommen.
Das Hauptgebäude macht von außen den Eindruck eines mittelalterlichen
Schlosses. Es sieht zwar gut aus, passt aber nicht so recht zu den afrikanischen
Rondavals. Aber im Inneren lässt es sich gut leben. Das Frühstück
ist üppig. In einem guten deutschen Hotel könnte es nicht besser sein.
Wenn es so weiter geht, werden wir mit einigen Kilos mehr nach Hause kommen.
Als wir fertig sind, wird unser Gepäck zum Auto gebracht, denn Moses wartet
schon.
Unser heutiges Ziel ist der Tarangire Nationalpark. Er ist etwa 130 km entfernt.
Zuerst fahren wir in Richtung Arusha. Wir durchqueren viele kleinere Dörfer,
in denen sich reges Marktreiben abspielt. Zwischen den Orten sind Felder mit
Bananen, Kaffee, Mais und Gemüse bestellt und alles liegt im Schatten mächtiger
Bäume.
In Arusha
herrscht dichter Verkehr. Es ist die eigentliche Tourismus-Hauptstadt
Tanzanias. Hier befindet sich die Verwaltung aller Nationalparks und viele Reiseveranstalter
bieten ihre Dienste an, so dass man alle Aktivitäten vor Ort buchen kann.
Doch unser erster Weg führt zu der Bank im Impala Hotel. Es sieht hier sehr
vornehm aus im Gegensatz zur weiteren Umgebung. Zu unserer Verwunderung schließt
Moses das Auto nicht ab. „Hier passiert nichts“, meint er. Bei den
vielen Sicherheitskräften, die herumstehen, wird das sicher richtig sein.
Beim Geldwechsel bekommen wir für 50.- US$ 52.500.- TZS (Tanzanische Schilling).
Eigentlich wäre der Umtausch nicht nötig gewesen, wie wir später
merken. Denn überall wird der Dollar als Zahlungsmittel angenommen. Dabei
wird der Einfachheit halber 1 zu 1000 umgerechnet. Dann fahren wir zu einem großen
Supermarkt, um uns für die nächsten Tage in der Wildnis ausreichend
mit Getränken zu versorgen. Wir kaufen pro Person 12 Liter Mineralwasser
und verstauen die Kisten im Auto.
Nun können wir uns dem heutigen Ziel zuwenden, dem 120 km entfernten
„Tarangire National Park“.
Dazu verlassen wir Arusha auf der Hauptstraße in
Richtung Dodoma. Die asphaltierte Straße ist, von einigen kleineren Schlaglöchern
abgesehen, in gutem Zustand. Rechts und links befindet sich leicht welliges Grasland.
Hier sind die Maasai mit ihren Rinder- und Ziegenherden zu Hause. Eigentlich
sind sie Nomaden, aber manchmal kann man weit abseits der Straße mehrere
Rundhütten aus Lehm mit einem Kral für die Tiere sehen. Vereinzelte
Maasai laufen am Rand der Straße entlang mit ihrem typischen roten Umhang
und dem Speer in der Hand. Einmal kommt uns einer auf dem Fahrrad entgegen. Auch
er hat seinen Speer dabei. Das wirkt sehr eigenartig. Öfter stehen angemalte
jugendliche Maasai am Straßenrand, um sich für Geld fotografieren
zu lassen.
Die Dichte des Verkehrs ist gering. Den größten Teil bilden die so
genannten „Dala Dalas“. Das sind meist Kleinbusse, die als Sammeltaxis
fungieren. Sie sind schon von weitem an ihrem Berg Gepäck auf dem Dach zu
erkennen. Überall, wo jemand an der Straße steht, halten sie an und
nehmen ihn mit, sofern noch Platz da ist. An der Kreuzung, wo die Straße
nach Manyara, Ngorongoro und Serengeti abzweigt, hat sich ein richtiger Marktflecken
entwickelt. Da herrscht buntes Treiben und es wird mit Allem gehandelt, was auf
dem Lande wächst und gedeiht. Inzwischen hat auch der Nieselregen aufgehört
und durch ein paar Wolkenlöcher können wir das Blau des Himmels sehen.
Im Tarangire National Park
Nach einigen Kilometern biegen wir links ab auf eine Schotterstraße. Es
staubt mächtig, aber daran müssen wir uns nun gewöhnen, denn in
den Parks sind alle Wege so. Nach 5 km erreichen wir das Gate zum
Tarangire-Park,
wo Moses unsere Eintrittsgebühr bezahlt. Wir sehen uns inzwischen etwas
um. Ein riesiger Baobab – auf Deutsch Affenbrotbaum - ist zum Aussichtsturm
umgestaltet. Eine breite Treppe führt hinauf und wir können von hier
oben schon die ersten Tiere sehen. In etwa 100 m Entfernung grast friedlich eine
gemischte Gruppe von Gnus und Zebras. Unsere heutige Unterkunft,
die „Tarangire Safari Lodge“,
liegt 10 km vom Parkeingang entfernt. Bevor wir jedoch weiter
fahren, wird erst mal das Dach vom Auto hochgestellt. Auf dem Weg zur Lodge müssen
wir immer wieder anhalten, weil es ständig interessante Tiere zu sehen (und
zu fotografieren) gibt. In der offenen, mit etwas Buschwerk und größeren
Bäumen bestandenen Graslandschaft können wir Thomson- und Grantgazellen,
Zebras, Adler, Geier und Elefanten beobachten.
Die Lodge liegt auf einer Anhöhe. Von der Terrasse aus kann man das ganze
Tal überblicken. Durch dieses Tal schlängelt sich der ganzjährig
Wasser führende Tarangire-River. Wenn der Fluss auch nicht breit ist, so
bietet er den Tieren immer zu Trinken. So sehen wir auch jetzt, wie sich eine
kleine Gruppe Elefanten mit Wasser bespritzt. Hinter der Terrasse befinden sich
die Lounge und gleich daneben der Dinning-Room. Seine Seitenwände sind nach
außen offen, aber mit einem Netz gegen Vögel und freche Affen abgeschottet.
Dort nehmen wir gleich Platz, denn es ist spät geworden und nach 14:00 wird
das Buffet abgeräumt. Mit einem kühlen Bier spülen wir den Staub
hinunter und lassen uns dann das Essen schmecken.
Anschließend wird unser Gepäck zur Unterkunft gebracht. Es ist diesmal
ein großes Steilwandzelt mit Überdach aus Schilf. An der Rückseite
des Zeltes befindet sich das gemauerte Bad mit Toilette, Dusche und Waschbecken.
Im Zelt stehen 2 Betten mit Moskitonetzen und für die Nacht ist es mit elektrischer
Beleuchtung ausgerüstet. Eigentlich recht komfortabel, nur die Ablagemöglichkeiten
sind recht gering. Aber für die eine Nacht, die wir hier bleiben, packen
wir sowieso nicht alles aus.
Bis 15:30 Uhr haben wir Pause. Dann steht Moses schon wieder bereit zur ersten
Pirschfahrt in den Park. Langsam fahren wir, zunächst auf Schotterstraßen,
dann auf ausgefahrenen Spuren durch den Busch. Er ist hier geprägt von hohem
Gras und vereinzelten, großen Bäumen. Es sind meist Schirmakazien.
Ungewöhnlich ist die große Zahl an uralten, knorrigen Baobabs. Vor
allem Greifvögel, von denen es hier viele gibt, haben ihre Nester in deren
Kronen errichtet. Neben vielen kleineren Vögeln begegnen uns eine Giraffe,
an einem Felsen eine Gruppe Klippschliefer,
Frankoline und Perlhühner, 2
kleinere Elefantenherden, viele Impalas, Zebras und eine Horde Paviane. Langsam
sinkt die Sonne immer weiter und dieses Licht in Verbindung mit dem gelben Gras
ergibt herrliche Bilder. Als die Dämmerung einsetzt, scheuchen wir viele
Frankoline auf, die sich mit ihren halbwüchsigen Kücken im weichen,
warmen Sand der Fahrspuren niedergelassen haben. Allmählich müssen
wir uns beeilen, denn nach Einbruch der Dunkelheit darf niemand mehr im Park
unterwegs sein. Wir schaffen es gerade noch.
Dinner gibt es ab 19:30 Uhr. Da ist noch genug Zeit, um den Staub abzuspülen
und die Fotoausrüstung fit für den nächsten Tag zu machen. Trotz
der Elektro-Installation im Zelt haben wir keine Steckdose. Also nehmen wir die
Akkus von der Digicam zum Laden mit zum Restaurant. Alle 5 Steckdosen sind jedoch
bereits belegt. Doch der Barkeeper hat noch eine frei, so dass wir auch morgen
wieder viele Tierbilder auf den Chips speichern können. Nach dem guten,
schmackhaften Abendessen werden die Ereignisse des Tages in geselliger Runde
ausgewertet. Die Geräusche der Wildnis schallen durch die Nacht.
Di., der 29.06.04
Nach dem Frühstück fahren wir gegen 8:00 Uhr los zur Pirsch in den
westlichen Teil des Tarangire NP. Das Wetter ist wieder sonnig mit ein paar Wolken
am Himmel. Zunächst sehen wir viele Vögel, Impalas und einen Wasserbock.
Eine Herde Gnus überquert vor uns den Weg. Die kleine Elefantengruppe von
gestern begegnet uns wieder und danach spüren wir Perlhühner, einen
Raubadler, einen Geier und Frankoline auf. In der Nähe des Tarangire Hill
können wir sogar 2 Kronenkraniche beobachten. Neben Tokos und weiteren Perlhühnern
bekommen wir auch Grantgazellen zu sehen.
Dann überqueren wir auf einer Brücke den Tarangire River. Obwohl die
Wege im NP in relativ gutem Zustand sind, ist diese Brücke, wie auch die
meisten anderen in den Nationalparks, sehr gewöhnungsbedürftig: eine
glatte Betonfläche ohne jede seitliche Begrenzung. In der Nähe des
Flussufers stehen mehrere Fahrzeuge. Die Insassen beobachten eine Gruppe Löwen,
die dort im Gras liegt. Weil das Gras so hoch ist, kann man sie mehr ahnen als
sehen. Eine Herde Impalas grast in der Nähe des Weges und im Schatten eines
gewaltigen Leberwurstbaumes entdecken wir einen Dikdik, welcher sich ohne Scheu
fotografieren lässt. Auf dem weiteren Weg treffen wir auf eine kleinere
Herde Elefanten mit einem sehr jungen Tier. Die besorgte Mutter macht gegen unser
Fahrzeug Drohgebärden. Zwei halbwüchsige Bullen raufen miteinander.
Die anderen reißen mit dem Rüssel Grasbüschel aus, schütteln
die Erde ab und fressen sie genüsslich. Nicht weit entfernt knabbert eine
Gruppe Giraffen an den dornigen Akazien. Kurz vor dem Camp begegnen wir noch
einer größeren Herde Gnus mit ein paar Zebras dazwischen. Zum Mittagessen
kommen wir wieder fast zu spät.