Vorbereitung
Reiseprogramm
Teil 6
Bericht, Teil 7
Teil 8
Fotogalerie
Infos zum Land
zurück

Durban – Giants Castle

14.05.2003
13. Reisetag
Als wir morgens aus dem Fenster schauen, regnet es immer noch. Im Moment ist das nicht so schlimm, weil wir erst mal frühstücken gehen. Heute eine halbe Stunde früher als gestern und sofort ist das ein völlig anderes Niveau. Wir bekommen unseren großen Tisch, von allen Speisen ist genügend vorhanden und das Personal ist auch zuvorkommend.
So gestärkt steigen wir in unseren Bus und fahren in Richtung Norden. Zunächst führt uns die Route durch schöne Wohnviertel mit tollen Grundstücken, um dann auf die Autobahn zu gelangen. Trotz des dreispurigen Ausbaus gibt es Staus, aber hauptsächlich stadteinwärts. Allmählich geht die Umgebung immer mehr von Industrie in Landwirtschaft über. Jetzt überwiegen Farmen das Gebiet. Inzwischen hat auch der Regen aufgehört.
Während wir so schön dahinrollen, geht im Bus plötzlich eine Warnlampe an, die eine Störung des Bremssystems anzeigt. An der nächsten Ausfahrt verlassen wir deshalb die Autobahn und Roland sucht in Pietermaritzburg nach einer Mercedes-Werkstatt. Wir müssen in die Werkstatt für LKW’s, die sich am Stadtrand befindet. Hier sieht es aus, wie in einem großen Industriebetrieb. Alles läuft perfekt ab. Zunächst kommt der Chef der Reparaturannahme und lässt den Fall untersuchen. Nach einer halben Stunde bekommen wir die Mitteilung, dass nicht die Anzeige defekt ist, sondern dass die hinteren Bremsbacken gewechselt werden müssen. Das wird mindestens drei Stunden dauern, also bis 14:00 Uhr. Auf Drängen von Roland werden wir wenigstens ins Stadtzentrum gefahren. Da sie für uns nur einen PKW haben, fahren wir in 2 Gruppen.
Ich bin in der ersten Gruppe. Während wir auf die zweite Gruppe warten, will ich an einem Geldautomaten auf der anderen Straßenseite meinen Bargeldbestand auffüllen. Wie immer steht ein Wachmann daneben und alles scheint sicher. Ich stecke meine Visacard in den Schlitz. Wegen ungünstiger Lichtverhältnisse spiegelt das Display und während ich noch zu erkennen suche, welche Taste ich drücken muss, wird der Vorgang wegen Zeitüberschreitung abgebrochen. Das wäre ja noch nicht so schlimm, aber das Gerät gibt meine Karte nicht wieder her. Glücklicherweise ist die zugehörige Bank gleich um die Ecke. Die Angestellte, die mich bedient, ist sehr freundlich. Sie bedauert aber, mir nicht helfen zu können. Der Manager, der den einzigen Schlüssel dazu hat, ist gerade in einer anderen Stadt und kommt erst in drei Stunden zurück. Inzwischen ist Roland mit der zweiten Gruppe da. Er kommt mir zu Hilfe und hinterlässt seine Handynummer, damit sie anrufen können, wenn die Karte wieder verfügbar ist.
Daraufhin beschließen wir, dass jeder auf eigene Faust das Stadtzentrum besichtigt. Herausragend fanden wir das historische Rathaus, einen imposanten Backsteinbau und das Denkmal Ghandis, dessen Kampf gegen Rassismus in dieser Stadt seinen Ursprung hatte.
Aber so richtig ist uns mit den Sorgen im Hintergrund nicht nach Stadtbummel zumute und das trübe Wetter muntert uns auch nicht auf. Gegen 13:00 treffen wir uns alle im Hotel „Imperial“, wo wir etwas essen und ansonsten die Zeit totschlagen, bis Rolands Handy klingelt. Der Anruf von der Bank kommt zuerst. Ich laufe in Begleitung von Fritz gleich los und meine Visacard liegt schon bereit. Auf einer langen Liste ist eine Spalte für mich eingerichtet und ich muss den Erhalt bestätigen. Offensichtlich bin ich da kein Einzelfall. Weil ich immer noch Geld brauche und als Test, ob die Karte noch geht, versuche ich mich gleich am Automat in der Bank. Aber hier sind alle Automaten außer Betrieb. Doch bei der Bank auf der anderen Straßenseite klappt es.
Während wir unterwegs sind, meldet die Autowerkstatt, dass sie fertig sind und kurze Zeit später bringen sie den Bus zum Hotel. Da es inzwischen schon 16:00 ist, müssen wir sehen, dass wir unser heutiges Ziel erreichen. In Mooi River verlassen wir die Autobahn und fahren auf schmalen, kurvenreichen Straßen in westlicher Richtung in die Drakensberge. Rechts und links befinden sich große Farmen. Ansiedlungen sind kaum zu sehen. Die Spitzen der hohen Berge stecken in den Wolken. Die Gegend erinnert etwas an Schwarzwald. Dann werden die Berge immer steiler und wir müssen an einer Schanke halten. Das ist der Eingang zum „Giant's Castle Game Reserve”. Weiterfahren darf nur, wer im Camp gebucht hat. Das ist etwa 8 km entfernt. Unterwegs sehen wir noch 2 der seltenen Elan-Antilopen. Sie laufen vor uns auf der Straße herum und lassen uns nicht vorbei. Dann endlich, es dämmert schon, sind wir im Camp. Draußen ist es empfindlich kühl. Zu dem schlechten Wetter kommt die Höhe von mehr als 1500 m. Das Abholen der Schlüssel geht schnell, denn es ist ja alles schon vorbestellt. Die Chalets sind groß, geräumig und sehr schön eingerichtet. Neben einem Bad und einer Küchenecke gibt es einen großen Wohnraum mit Kamin. Dort stehen schon ein Stapel Holzscheite und ein Eimer Holzkohle bereit. Das wird sofort genutzt und ein großes Feuer entfacht. Doch bevor es richtig wärmt, müssen wir zum Abendessen ins Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste und für so wenig Leute wird nicht extra geheizt. Mit dicken Pullover oder Jacke lässt es sich ertragen. Das Essen schmeckt einigermaßen. Als wir zurück in den Bungalow kommen, ist das Feuer erloschen und im Raum ist die Temperatur mit 16 ° C nur noch 2° C höher als draußen. Noch schlimmer ist aber, dass sich vom Strohdach irgendwelche Raupen in den Wohnraum abseilen.

Giants Castle – Golden Gate National Park

15.05.2003
Die tiefste Temperatur in der Nacht lag bei 5,5° C. Beim Aufstehen sind es inzwischen schon 8° C geworden. Im Restaurant beim Frühstück ist es auch nicht viel besser, aber immerhin läuft jetzt eine Heizung. Das Gebäude liegt am Berghang und durch die großen Glasflächen hat man einen freien Blick über das Tal bis zum gegenüberliegenden Hang. Wenn die grauen Wolken nicht wären, könnte es richtig schön sein. Wir sind wieder die einzigen Gäste und Kellner und Koch haben genug Zeit nur für uns.
Dann brechen wir auf zu einer Wanderung, die wir gestern wegen der Panne nicht mehr geschafft haben. Über schmale, aber befestigte Pfade geht es in die Berge zur „Main Cave“, wo die San, auch als Buschmänner bezeichnet, Felsmalereien hinterlassen haben. Heute lebt von ihnen keiner mehr hier, weil sie von den Weißen ausgerottet oder vertrieben wurden. Trotzdem oder gerade deshalb werden ihre Malereien heute geschützt. Als wir nach 90 min bei der Höhle angelangt sind, ist das umzäunte Gelände verschlossen. Ein Schild weist darauf hin, das nur zu jeder vollen Stunde eine Führung stattfindet und trotz lauten Rufens müssen wir warten. Die Höhle im Sandsteinmassiv ist mit hölzernen Laufstegen und Plattformen begehbar gemacht, so dass man dicht an die guterhaltenen Zeichnungen herankommt. Sogar das ungeübte Auge kann erkennen, welche Tiere auf den Jagdszenen dargestellt sind. An einer Stelle der Höhle ist aus Figuren eine Gruppe der Bushmans aufgestellt. So wird gezeigt, wie sich damals das tägliche Leben am Lagerfeuer abspielte.
Auch zwischen Zulukriegern und englischen Soldaten gab es in diesem Gebiet früher Kämpfe. Ein Gedenkstein für die Engländer in der Nähe erinnert daran.
Als wir gegen 11:30 vom Trip zurück sind, packen wir unsere Koffer in den Hänger und fahren ab in Richtung Estcourt. Ab und zu blinzelt die Sonne durch ein Loch in den Wolken und gibt der düsteren Berglandschaft ein viel freundlicheres Aussehen. Die Umgebung wird zunehmend flacher und wird jetzt vornehmlich als Weideland genutzt. In einer kleinen Ortschaft aus einfachen Hütten strömen gerade die Kinder in Schuluniformen nach Hause. Überall liegen ausgeschlachtete Autowracks in der Gegend herum. Bei Estcourt hat die Polizei die Autobahnauffahrt zur N3 gesperrt und so müssen wir auf Landstraßen an Loskop vorbei weiter in Richtung Norden fahren. Hier überwiegen große Farmen mit Maisanbau.
Zwischen den Feldern, weitab von jeder Ansiedlung, liegt an der Straße eine kleine Raststätte mit dem Namen „Waffel-Hut“. Hier halten wir zur Mittagspause. Rundum wird alles von Wachposten abgesichert. Neben dem Bistro gibt es hier noch eine Kerzenfabrik und eine Teppichweberei. Da kann man den Leuten bei ihrer mühsamen Arbeit zusehen. Dabei stellen sie regelrechte Kunstwerke her. Und alles ist sehr preiswert. Aber unsere Koffer sind so schon zu schwer.
Wir fahren auf der R74 weiter in Richtung Harrismith. Das Gebiet ist inzwischen sehr trocken und felsig, für die Landwirtschaft kaum nutzbar. Das Hochplateau, auf dem wir uns jetzt bewegen, erinnert mit seinen Sandsteinfelsen stark an Grand Canyon. Inzwischen haben wir KwaZulu-Natal verlassen und befinden uns in Free State. Lange Zeit fahren wir am Ufer eines großen Stausees entlang, der vom Sterkfontein Dam gebildet wird. Kurz vor Harrismith biegen wir auf die R712 in östliche Richtung ab. Bei Phuthaditjhaba sehen wir einen riesigen Township der Basotho. Dann überqueren wir einen Pass mit 2041 m Höhe. Damit haben wir den Golden Gate Highlands National Park erreicht. Er wird dominiert von Tafelbergen aus Sandstein und auf den Ebenen dazwischen sieht man viel Wild, aber in großer Entfernung von der Straße. Wir beobachten Springböcke, Blessböcke, Zebras und Strauße. Nur noch wenige Kilometer bergab durch eine Schlucht und wir sind an dem heutigen Ziel, den „Golden Gate Mountain Resorts“. Bis wir unsere Koffer in die großzügigen Chalets abgestellt haben vergeht auch noch einige Zeit und so bleibt uns vor dem Untergehen der Sonne gerade mal die Gelegenheit, ein paar Fotos von der reizvollen Umgebung zu machen. Hier wäre eine Wanderung sicher interessant, aber aus Zeitmangel leider nicht möglich. Die Panne von gestern wirkt immer noch nach.
Das Abendessen im großen Saal des Hauptgebäudes haben wir mit 19:30 fast etwas zu spät angesetzt. Wegen der vielen Gäste ist die Auswahl am Buffet schon stark eingeschränkt, aber satt werden wir immer noch. Als wir zum Bungalow zurückgehen, können wir einen sternklaren Himmel sehen und die Felsmassive glänzen im Schein des Vollmondes.