Hispaniola Magic, Teil1


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Dienstag, 05. September 2000

Heute mittag geht die Fahrt nach Haiti los. Alles, was wir nicht brauchen, packen wir in 2 Koffer. Zwei Reisetaschen und für jeden ein kleines Handgepäck nehmen wir mit. Dann gehen wir noch mal zur Erfrischung baden. Gegen 11:00 klingelt das Telefon: unsere Koffer sollen abgeholt werden. Offenbar weiß die Reception genau, wer abreist. Als dann die Koffertransporteure da sind, sagen wir ihnen, dass unser Gepäck nicht zum Flughafen geht, sondern hier bleibt. "Alles klar" meinen sie und stecken das Trinkgeld weg. Dann gehen wir zur Reception, um uns abzumelden. Was müssen wir sehen? Unsere Koffer stehen für den Abtransport zum Flughafen bereit. Und was bekommen wir nach unserer Reklamation gesagt? "Alles klar". Doch diesmal bleiben wir dabei, bis die Koffer im Gepäckraum eingeschlossen sind.
Pünktlich um 12:30 kommt ein Bus von CTS, der lokalen Tochtergesellschaft von ITS, an. Der Fahrer weiß nicht so recht, wen er wohin fahren soll. Nachdem wir ihm sagen, dass wir zur Metro-Bus-Station in Puerto Plata müssen, nimmt er uns mit. Dort wartet schon Mauricio Bartenstein, unser Reiseleiter für die Rundfahrt, und nimmt uns in Empfang.
Fortan können wir uns zurücklehnen und brauchen uns um (fast) nichts zu kümmern. Er ist ein Organisations- und Improvisationstalent par Exellence. Als gebürtiger Holländer lebt er schon viele Jahre in der Dominikanischen Republik und kennt sich hier und auch in Haiti bestens aus. Neben den da gebräuchlichen Sprachen kann er noch Deutsch und Englisch. Gleich nach der Begrüßung schlägt er uns für den weiteren Umgang miteinander das "Du" vor. Das lockert die Atmosphäre auf, zumal außer uns nur noch 2 Personen teilnehmen, die wir heute Abend treffen werden. Das ist zwar gut für uns, aber nicht für ITS. Bis zur Abfahrt des Buses erläutert uns Mauricio noch den weiteren Ablauf des heutigen Tages: Zunächst fahren wir nach Santo Domingo, um dann dort in einen kleinen CTS-Bus nach Boca Chica ins Hotel "Plaza Esmeralda" zu fahren, wo wir übernachten werden.
Die Metro-Busse sind super moderne Luxusbusse, die für relativ geringe Fahrpreise den öffentlichen Fernverkehr abwickeln. Der Bus ist voll klimatisiert und es gibt nur Sitzplätze. An Bord sorgt ein Stuart für Ordnung und verteilt bei Bedarf Kaffee, gekühltes Trinkwasser und Gebäck. Die größeren Städte haben einen Busbahnhof, in denen Wachmänner mit Pumpguns die bösen Buben abschrecken. Als das Gepäck in die Staufächer der unteren Etage eingeladen ist, geht die Fahrt los. Langsam setzt sich das große Gefährt in Bewegung. Leicht hat es der Fahrer nicht in den engen Gassen bis zur Fernstraße. Doch dann verläuft die Fahrt zügig. In Santiago machen wir 10 Minuten Stop zum Füße vertreten. Die weitere Route führt über eine 4-spurige, autobahnähnliche Straße bis Santo Domingo. Die Fahrweise hier ist gewöhnungsbedürftig: ein Rechtsfahrgebot gibt es nicht und jeder fährt auf der Spur, wo er will. Dementsprechend wird auch links oder rechts überholt.
Nach insgesamt viereinhalb Stunden erreichen wir die Hauptstadt und stecken im Stau. Zäh wälzt sich der Verkehr durch die überfüllten Straßen, doch irgendwann kommen wir am Busbahnhof an. Dort wartet schon ein CTS-Bus auf uns zur Weiterfahrt nach Boca Chica. Nachdem wir uns wieder durch volle Straßen gequält haben, geht es dann flott an der Küste entlang in nordöstlicher Richtung. Am Stadtausgang fehlen 100 m Straße und nachdem wir über Schotter und Löcher geholpert sind, beginnen 2 parallele 2-spurige Straßen. Die werden aber nicht wie Autobahn benutzt, sondern jeder fährt auf der Straße, wo er denkt. Wer da fremd ist, kommt ganz schön ins Grübeln.
Als es schon dunkel wird, kommen wir am "Plaza Esmeralda" an. Es ist ein kleines, einzeln stehendes Hotel direkt an der Küste. In mehreren Häusern inmitten tropischer Vegetation sind etwa 30 Zimmer verteilt. An der Reception bekommen wir wieder ein Bändchen ums Handgelenk für "all inclusive". Das Abendessen verläuft dann auch entsprechend. Die Küche ist gut, kann aber bei den wenigen Gästen nicht so vielseitig sein, wie wir es von Luperon gewohnt sind. Die große Fahrtinformation findet heute nicht mehr statt. Unsere Mitfahrer, die aus der Nähe von Punta Cana kommen, sind erst sehr spät eingetroffen. Mit dem Zubringerbus hat es nicht richtig geklappt. Unsere Zimmer (Dirk hat während dieser Fahrt immer ein eigenes) sind nicht schlecht, vor allem gibt es eine wirksame Klimaanlage. Wir wundern uns über zwei kleine Flaschen Wasser im Bad. Nach dem Duschen wissen wir warum: das Leitungs-Wasser ist hier so salzhaltig, das man zum Zähneputzen extra Trinkwasser benötigt. Das ist aber der einzige negative Punkt an diesem Hotel.


Mittwoch, 06. September 2000

Um 8:00 wollen wir abfahren und so lassen wir den Wecker um 7:00 klingeln. Beim Frühstück lernen wir unsere Mitfahrer kennen: Brigitte und Klaus aus Berlin. Es sind nette, umgängliche Leute und wir verstehen uns auf Anhieb gut. Dann zurück ins Zimmer und alles in die Reisetasche. Der Bus für die nächsten Tage ist schon da: ein roter Ford Kleinbus mit 15 Plätzen und Klimaanlage. Der Fahrer heißt Jose und ist ein netter Mensch. Leider spricht er nur spanisch, so dass wir zur Unterhaltung immer Mauricio als Dolmetscher brauchen.
So geht es los zur Stadtbesichtigung von Santo Domingo. Mauricio sitzt neben dem Fahrer und erläutert uns über Mikrofon die Sehenswürdigkeiten. Den ersten Halt machen wir an der Grotte "Tres ochos" (3 Augen). Etwa 200 m von der Küste entfernt öffnet sich plötzlich eine 20 m tiefe Schlucht. Wir gehen die Stufen hinab und kommen in ein völlig anderes Klima. Vor allem die Lautlosigkeit ist faszinierend. Unten befinden sich drei Süßwasserseen, die das ganze Jahr eine konstante Temperatur haben. Hier wachsen völlig andere Pflanzen, als oben. An einigen Stellen sind Stalaktiten zu sehen. Das Ganze soll früher mal eine Höhle gewesen sein, deren Decke eingebrochen ist. Als wir wieder ans Tageslicht kommen, fallen die Händler über uns her. Klaus lässt sich verleiten und kauft eine Videokassette über Santo Domingo für 60.- DM. Später stellt sich heraus, dass es die 15. Kopie einer Fernsehsendung ist, inclusive Werbung. Der nächste Stop ist am Kolumbus Monument. Es ist ein riesiger Klotz, einsam inmitten einer gepflegten Grünanlage. Es hat den Grundriss eines Kreuzes. Auf dem Dach sind riesige Scheinwerfer installiert, die ein Lichtkreuz in den Nachthimmel strahlen, welches noch in Puerto Rico zu sehen sein soll. Als sie während der 500-Jahrfeier der Enddeckung der Insel das erste Mal eingeschaltet wurden, erlosch in einigen Stadtvierteln von Santo Domingo das Licht. Das Denkmal ist in der Bevölkerung sehr umstritten. Es hat Unsummen gekostet und außerdem wurde das vorher auf diesen Platz stehende Armenviertel einfach abgerissen.
Unser nächstes Ziel ist die historische Altstadt. Auf dem Weg dahin kommen wir noch am Denkmal für den Zuckerrohrarbeiter vorbei. Es zeigt einen von sechs Ochsen gezogenen, hoch mit Zuckerrohr beladenen Karren. Der Zuckerrohrarbeiter versucht, die müden Tiere zum weitergehen zu bewegen. Die ganze Plastik ist etwa 15 m lang und sehr detailgetreu gestaltet. Es fällt auf, dass es hier wesentlich mehr Denkmäler gibt, als in Europa.
Die Altstadt betreten wir durch das Stadttor "Puerta de San Diego" in der Stadtmauer, von der Teile noch erhalten sind und gelangen auf den weiträumigen "Plaza de Espana". An dessen Ostseite liegt der "Alcazar de Colon". Dieses Gebäude diente dem spanischen Vizekönig Diego Kolumbus, dem Sohn von Christoph Kolumbus, von 1511 bis 1535 als Residenz und Wohnsitz. In dem Haus ist ein Museum untergebracht, welches Möbel und Gebrauchsgegenstände der damaligen Zeit zeigt. Alles befindet sich in einem guten baulichen Zustand.
Unser Weg führt an einer Sonnenuhr aus dem Jahre 1753 vorbei zum "Pantheon National". Von einer Ehrengarde bewacht ruhen hier die Nationalhelden der Republik. Durch malerische Gassen gelangen wir dann zum "Plaza de Colon", dessen Mittelpunkt eine Kolumbusstatue bildet. Die Südseite wird von der "Catedrale de Santa Maria la Menor" gebildet, der ältesten Kirche der Neuen Welt. Von außen wirkt sie sehr flach. Aus strategischen Gründen durften damals keine höheren Gebäude errichtet werden. Betritt man jedoch das Innere, so bietet sich ein imposanter Anblick. An der Westseite des Platzes befindet sich ein Schmuckgeschäft der Firma Harrison. Hier kann man in angenehmer Atmosphäre Erzeugnisse aus Bernstein, Larimar und schwarzen Korallen bewundern oder kaufen. Handeln ist allerdings nicht üblich. Dafür kann man sicher sein, dass alles echt ist.
Als wir wieder herauskommen, hat sich der Himmel mit dunklen Wolken bezogen und kurz darauf beginnt das Unwetter mit intensiven Gewitterschauern. Wir suchen Schutz in einem der vielen Geschäfte in der Fußgängerzoneder Calle el Conde. Trotz das sich hier das touristische Zentrum de Stadt befindet, sind alle Waren viel billiger als in den Läden in unserer Anlage in Luperon. Der Versuch, in einer Codetel-Filiale eine E-Mail abzusetzen misslingt, weil der einzige Computer ständig besetzt ist. Auch beim Geld holen haben wir kein Glück. Wir probieren es bei mehreren Bankautomaten. Immer kommt die Meldung: Transaktion nicht möglich. Wahrscheinlich sind alle schon leergeräumt.
Das Gewitter ist vorüber und allmählich wird es Zeit für das Mittagessen. Wir gehen ins Viertel La Atarazana in das Lokal gleichen Namens und speisen hervorragend. Danach steigen wir in unseren Bus und fahren weiter. Einen kurzen Besuch widmen wir noch dem Präsidentenpalast, der im Baustil dem "Weißen Haus" nachempfunden ist.
Auf der Fahrt nach Barahona kommen wir durch einen kleinen Ort, in dem sich die Bewohner auf die Herstellung von Mörsern aus Eisenholz spezialisiert haben. In den vielen Ständen an der Straße kann man sie in allen Größen sehen. Langsam vollzieht sich ein Wechsel der Vegetation. Je näher wir Barahona kommen, um so trockener und steiniger wird der Boden. Aus dem üppigen Grün wird trockenes Dornengestrüpp.
In Barahona halten wir kurz im Ortszentrum. Dort klappt es dann auch mit einem Bankautomaten. Nach wenigen Minuten sind wir im Hotel, dem "Rivera Beach". Wir bekommen wieder ein Band ums Handgelenk für "all inclusive", diesmal jedoch ohne Getränke. Das Hotel ist sehr vornehm und besteht aus mehreren Häusern und viel Grünanlagen. Der große Pool ist zentral gelegen und gleich daneben befindet sich der offene Frühstücksraum. Obwohl ein Zugang zum Meer besteht, ist das Baden dort nicht zu empfehlen: das Wasser ist schmutzig und von einem nahen Sumpfgebiet kommen viele Sandflöhe, die schmerzende Stiche hinterlassen. Die Zimmer sind groß und ordentlich eingerichtet. Nachdem wir uns frisch gemacht haben, treffen wir uns zum Abendessen im geschlossenen Speisesaal. Dort ist es so kalt, dass man fast friert. Für uns sind extra ein paar Tische als Tafel zusammengerückt. Das Essen ist gut und die Auswahl groß. Die Getränke werden so kalt serviert, dass an den Flaschen noch eine Eisschicht haftet. Nachdem wir nach dem Essen das Programm für den nächsten Tag besprochen haben, begeben wir uns zur verdienten Ruhe.


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