Hispaniola Magic, Teil 4

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Montag, 11. September 2000

Nach dem Frühstück im Hotel begeben wir uns auf die Fahrt nach Milot. Schon von weitem sehen wir unser Ziel, die Zitadelle "La Ferrier", auf der Spitze eines Berges liegen. Der einstige Sklave, spätere General und selbsternannte König Henry Christophe ließ sie erbauen. Er war der einzige König, den Haiti je gehabt hat. Während der Zeit von 1804 bis 1817 schufteten über 200.000 Sklaven am Bau, von denen mehr als 20.000 starben. Am Fuß des Berges müssen wir unseren Bus verlassen, weil das Fahren auf der schmalen, steilen Straße den Berg hinauf nur einheimigen Jeeps vorbehalten ist. Sie lassen sich das sehr gut bezahlen, was uns aber nicht so sehr trifft, weil es im Reisepreis inbegriffen ist. Ganz hoch kommen aber auch die Jeeps nicht. Die letzten steilen 200 m werden auf dem Rücken von einem Pferd zurückgelegt, das ein Junge am Zügel führt. Für jemand, der noch nie auf einem Pferd saß, sind die ersten Meter eine tüchtige Schaukelei, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Dann liegt sie vor uns, die Zitadelle "La Ferrier" - 1000 m hoch über der Ebene. Es ist eine super Aussicht von hier oben und eine absolute Stille. Die Festung sollte als Schutz vor einem Angriff Napoleons dienen. Der hatte jedoch in Europa genug zu tun und so wurde aus den vielen Geschützen hier oben nie ein Schuss abgegeben.
Den Rückweg bis zum Jeep traten wir dann zu Fuß an. Dort kam uns eine ganze Gruppe Frauen mit Souvenirs entgegen. Weil es der einzige Weg ist, kann man ihnen nicht entrinnen und muß ganz schön standhaft sein, wenn man keine Kaufabsichten hat. Am Fuße des Berges hatte sich der damalige Herrscher ein Schloss erbauen lassen und nannte es nach dem großen Vorbild "Sanssouci". Davon existieren jedoch nur noch Ruinen, deren einstige Pracht man nur ahnen kann. Das Mittagessen bekommen wir heute im Kulturzentrum "Lakou Lakay". Da ist im Freien eine Tafel mit weißer Decke aufgebaut und es gibt verschiedene landestypische Gerichte. Trotz der einfachen Möglichkeiten schmeckt alles recht gut. Anschließend führt uns eine Gruppe Tänzerinnen und Musikanten traditionelles Brauchtum ihrer afrikanischen Vorfahren vor. Als Abschluss müssen alle Männer auch mal mittanzen. Das sieht allerdings schlimm aus. Dann steigen wir wieder in unseren Bus und fahren auf miesen Schotterpisten die wenigen Kilometer in Richtung Grenze. Vor uns baut sich eine Gewitterfront auf. Der Himmel ist fast schwarz. Aber hier ist es immer noch trocken und drückend heiß. Im haitianischen Grenzort Ouanaminthe ist ein unwahrscheinlicher Trubel und Schmutz. Nach dem Abmelden bei den haitianischen Behörden verabschieden wir uns vom Busfahrer, denn die Brücke über den Grenzfluss muss zu Fuß überquert werden wegen dem dominikanischen Zoll. Wir werden jedoch beim Durchgang nicht kontrolliert.

Dominikanische Republik

Im dominikanischen Grenzort Dajabon ist alles viel schöner und sauberer: der Platz ist betoniert und wird ständig gefegt, die Gebäude sind ordentlich und gepflegt. Unser neuer Fahrer von CTS wartet schon, doch die Formalitäten, die Maurice für uns erledigen muss, ziehen sich noch etwas hin. Er hat für uns eine Nachricht seiner Zentrale mitgebracht: unser gebuchter Ausflug nach Samana ist vorverlegt, so dass wir nach der Ankunft in Luperon am nächsten Tag gleich wieder auf Tour gehen. Dann fahren wir los und wir fühlen uns, als ob wir schweben. Die Straßen sind super und der Kleinbus läuft toll, wir kommen uns vor, wie wieder zu Hause. Es ist keine Not und kein Elend mehr zu sehen. Die Häuser der Dörfer, die wir durchqueren, wirken bescheiden, aber gepflegt. Nach einigen Kilometern kommen wir an einen Fluss, der über die Ufer getreten ist. In einem nahen Dorf stehen die Hütten knietief im Wasser. Offensichtlich hat sich hier das Gewitter ausgetobt, welches wir von weitem sahen. Wir kommen gut voran. In einem Bistro an der Strecke machen wir noch eine kurze Kaffeepause. Gegen 19:30 kommen wir in Puerto Plata im Stadthotel "Mara Picha" an. Als erstes erhalten wir wieder ein Bändchen für "all inclusive". Das Abend-Essen vom Buffet ist schon kalt und Getränke muss man sich von der 100 m entfernten Bar holen. Das Niveau diese Hotels ist nicht das Beste. Nach dem Essen setzen wir uns mit Brigitte und Klaus zusammen in die Nähe der Bar und plaudern über die vergangenen Tage. 23:00 will der Barkeeper schließen, aber wir bekommen noch einen letzten Drink


Dienstag, 12. September 2000

Nach dem Frühstück holt uns Mauricio mit unserem Bus zu einer Stadtrundfahrt durch Puerto Plata ab. Vom Hotel aus geht es zunächst in ein Wohnviertel der Oberschicht, das so auch in Europa stehen könnte. Die Bauten sind meist im neoklassizistischen Stil errichtet. Hohe Mauern umgeben die Grundstücke und ab und zu steht ein Wachposten an der Tür. Von hier aus fahren wir zur Besichtigung der Rumfabrik "Brugal", dem Sponsor der Ortsschilder im ganzen Land. Von der Fabrik bekommen wir aber lediglich die Abfüllanlage zu sehen. In der Halle herrscht ein ohrenbetäubender Lärm und die Luft ist so voller Alkoholdunst, dass man davon fast schon benebelt wird. Im Anschluss findet eine Verkostung statt. Da gibt es kleine Becher eisgekühlten Rum mit Kokos. Das schmeckt hervorragend und man muss aufpassen, dass man bei der Hitze nicht zu viel davon trinkt. Gleich daneben liegt der Verkauf, wo verschiedene Sorten des köstlichen Getränks zu Vorzugspreisen zu bekommen sind.
Der weitere Weg führt uns am Hafen vorbei, wo gegenwärtig die Fahrrinne ausgebaggert wird, damit künftig auch Kreuzfahrtschiffe hier anlegen können. Dann kommen wir zum Boulevard an der Küste. Jetzt am Vormittag ist es hier angenehm ruhig. An westlichen Ende liegt eine kleine Festung, welche die Stadt vor Piraten und Eroberern schützen sollte. Davor inmitten der Wendeschleife steht ein Denkmal von General Luperon. Am Strand erinnert eine Granitsäule an die Opfer des Flugzeugabsturzes vor einigen Jahren. Die Fahrt die Promenade entlang in östlicher Richtung führt zum "Long Beach", einem wunderschönen Sandstrand. Wo die Straße dann wieder in die Stadt abbiegt, befindet sich das Rotlichtviertel. Eine Bar liegt neben der anderen, aber die Damen ruhen jetzt noch.
Dann fahren wir langsam durch die Innenstadt und schauen uns die verschiedenen Baustile der Häuser an: in der Mehrzahl viktorianisch und Kolonialstil, einige gepflegt, andere verfallen. Eines der sehr gut erhaltenen Gebäude ist das Ambermuseum, welches wir nun besichtigen. Es beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Bernstein aller Farbschattierungen und Größen. Man bekommt gezeigt, wie echter Bernstein von Fälschungen unterschieden werden kann und am Ende des Rundganges gibt es eine Verkaufsausstellung. Da schlagen alle Frauenherzen schneller und kein Wunsch bleibt offen, wenn der Begleiter über das nötige Kleingeld verfügt. Nicht weit entfernt liegt der zentrale Platz der Stadt mit dem sizilianischen Pavillon, eine grüne Oase inmitten des Häusermeers. Nun fahren wir zurück zum Mittagessen ins Stadthotel, packen unsere Sachen und bringen Brigitte und Klaus zum Metrobus, von wo sie nach Punta Cana fahren werden. Unsere Fahrt geht weiter nach Luperon, wo wir uns von Mauricio verabschieden. Er ist uns in den vergangenen Tagen ein richtig guter Freund geworden.
Das Einchecken in Luperon verläuft mit Hindernissen. Wir bekommen für 3 Personen nur ein 2-Bettzimmer, aber das regeln wir mit dem Zimmermädchen. Den kaputten Wasserhahn bekommen wir allerdings trotz Rezeption und Handwerker in der kommenden Woche nicht repariert. Bevor wir zum Baden an den Strand gehen, packen wir alle Koffer und Taschen um für die nächste Rundfahrt, die morgen früh beginnt.

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