In der Umgebung von Kigoma

Eigentlich haben wir für solche ausgiebigen Überlegungen gar keine Zeit. Wir haben einen Termin beim Fotografen! Doch vorher müssen wir noch zum Hafen, Tickets bestellen. Außer der Kenntnis der englischen Sprache, benötigt man ein Reisedokument und etwas Glück. Wir hatten alles dabei und so konnten wir fast die Kabine bestellen, möglichst die am nächsten zum Bug gelegene, Tip der Mädels aus Harare, die uns vorschwebte. Die Prozedur ähnelte derjenigen in Dar Es Salam auf dem Bahnhof. Nur das wir erst am nächsten Tag bezahlen konnten.
Wir marschierten zu unserem nächsten Termin mit dem Fotografen. Es dauerte eine Weile, ehe sie die Negative gefunden hatten, dann wählten wir einige aus. Die Fertigstellung wurde für Mittwochvormittag versprochen. Ein Glück, daß wir eine Woche auf das Schiff warten mußten, sonst wären wir nie zu Fotos von Kigoma und seinem schönen Bahnhof gekommen.


>Blick über die Bucht nach Norden<

Es war noch früh am Tage, so entschlossen wir uns, zum Nordufer der Bucht von Kigoma zu gehen. Dort liegt ein Fischerdorf, von welchem aus Boote zu den tansanischen Ortschaften nördlich von Kigoma starten. Von hier kann man auch zum Mahale-Nationalpark starten. Wir marschierten am Bahnhof vorbei, sahen kurz dahinter links die Schule von Kigoma und Umgebung und 200m weiter rechts die Post. Dahinter ist schon die Straße, auf der wir gegen Westen unserem Ziel zustrebten. Sie ist nicht befestigt und somit sehr schlecht. Sie ist auch viel befahren, was ihren Zustand nicht verbessert. Bald kamen wir an die Bahnlinie und sahen dann schon das Dorf. Rechts war eine Mühle, wo die Frauen ihren Mais zum mahlen brachten und, nach kurzem Warten, als Mehl mit nach hause nahmen. Kurz vor dem Ufer ist der Markt etabliert, der alle Waren bietet, die man zum Leben benötigt, natürlich nach afrikanischen Maßstäben. Wir interessierten uns mehr für die Boote am Ufer und wurden sofort von den Fischern als potentielle Kunden angesehen. Die Sprachbarriere trennte uns. Doch sie fanden Einen englisch sprechenden, der uns für 100$ ein Boot für einen Tag zum Park offerierte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Die einzige Möglichkeit, die lästige Schar loszuwerden. Das gesamte Dorf lebt von Fischfang und Konservierung. Überall zwischen den Hütten lagen die kleinen Fische zum Trocknen. Das war die optimalste  Konservierungsart um ihre Erzeugnisse verkaufen zu können. Diese Fische sind kleiner als eine Sprotte und die große Hitze entzieht ihnen in so kurzer Zeit alle Feuchtigkeit, daß ein Fäulnisprozeß nicht entstehen kann. In einer Räucherei wurde eine größeren Fischsorte konserviert. Man ließ die toten Fische sich in den Schwanz beißen und fädelte den so geformten Ring auf einen Stock. Zum Räuchern wird Holzkohle verwendet, welch auf den Märkten angeboten wird.
Zurück fuhren wir mit einem Dalla-Dalla bis zum Bahnhof. Auf dem Weg zurück zum Hotel kauften wir auf dem Grill gerösteten Maniok. Diese hier sehr verbreitete Nahrungsquelle schmeckt nach Nichts, enthält keine Nährstoffe und macht satt. Eigentlich die ideale Diätkur. Mich verwundert es sehr, das europäische Abmagerungsspezialisten dies noch nicht entdeckt haben, Man muß doch nicht den niedrigen Preis verlangen, zudem man den Maniok einkauft!
Unser Mittagsschlaf wurde heute besonders zum Quell der Stärkung, weil uns die Disko noch in den Knochen lag. Danach machten wir uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden, die der Stadt abgewandt war.
Wir erklommen den steilen Anstieg hinter unserem Hotel und marschierten dann auf der Ausfallstraße Richtung Westen, nach Bangwe, dem Ort am Kap der zwischen Kigoma und Ujiji gelegenen Halbinsel. Offenbar näherten wir uns offenbar einem industriellen Zentrum, denn der Maschienenlärm wurde immer lauter. Schließlich standen wir vor dem Kraftwerk von Kigoma – einem großen Dieselmotor. Streng bewacht und fürchterlich qualmend lieferte dieses vorsintflutigartige Ungetüm den Strom für die Kleinstadt. Fotografieren war streng verboten, weil dieser Stand der Technik nirgends auf der Welt zu finden ist.


>Karte von Bangwe>

Auf dieser ca. 3 km langen unbefestigten Straße kamen wir durch einige Siedlungen deren Hütten weit verstreut in der Landschaft lagen. An der Straße war das Einkaufszentrum der Orte, denn vor einer Hütte lagen Waren zum Verkauf.
Leider waren wir im Moment unseres Durchwanderns die Attraktion, weil Msungus sich hier her sehr selten verlaufen. Die Kunde unseres Kommens wurde von Hütte zu Hütte gebrüllt und eilte uns weit voraus. Je nach Temperament standen die kleinen Afrikaner mit ihren dunklen Augen an der Straße und bettelten um money oder sie rannten laut schreiend davon. Man hat ihnen wahrscheinlich mit dem weißen Mann gedroht, der sie holen würde, wenn sie ihren Eltern nicht gehorchten. Dies ist in Afrika aber nicht soweit entwickelt wie in Deutschland, wo schon das Baby alles andere als Markenware aus der Fernsehwerbung verschmäht.
Kurz vor unserem Ziel kamen uns zwei Msungus entgegen. Wie wir bald erkannten, eine Reisegruppe aus unserem Hotel. Das war eine Überraschung hier, fernab der Touristenpfade auf Deutsche zu stoßen. Sie waren nach Ujiji gefahren und von dort am Strand entlang bis hier gewandert. Sie hatten schon 10 km unter dieser glühenden Sonne hinter sich. Dennoch wäre der Weg am Ufer sehr angenehm gewesen.
Nach wenigen hundert Metern hatten wir Bangwe erreicht. Es liegt unter schattenspendenden Palmen und seine Bewohner ernähren sich vom Fischfang und Bootsbau. Die Handarbeit wird hier noch gepflegt, denn der elektrische Strom ist noch nicht bis hierher gekommen. Aber dennoch sind die Schiffe alle tanganykaseetauglich. Am Ufer in der Sonne lagen auch hier die gefangenen Fische zum Trocknen aus.
Am Dienstagmorgen mußten wir die bestellten Tickets bezahlen. Der Preis war gegenüber der Angaben unseres Reiseführers um 100% gestiegen. Aber für die 500 km lange Schifffahrt auf dem See in der 1. Klasse sind 52 US $ nicht so viel. Unsere Angaben wurden gewissenhaft mit unseren Pässen und den Eintragungen im großen Buch der Bestellungen verglichen und dann ging der Tausch, Geld gegen Ticket, vonstatten.


>Ufer im Norden von Kigoma- Mahale<

Wir hatten diesen Kauf zeitig abgewickelt, da wir mit einem Lake-Taxi einen Ausflug zum Mahale-Nationalpark machen wollten. Die Buchung hatten wir am Vortag, wenn auch etwas einfacher, getätigt. Heute fuhren wir mit dem Dalla-Dalla, welches auch hier 20 Tsh kostete. Kaum waren wir ihm entstiegen, stand vor uns der Afrikaner, welcher gestern mit uns den deal vereinbart hatte. Er war sehr enttäuscht, als wir ihn von unserer Absicht in Kenntnis setzten, mit dem Lake-Taxi fahren zu wollen. Am Ufer lagen mehrere große Boote, alle ohne Kabine, aber mit einem Sonnenschutz versehen. Wir erkundigten uns nach einer Verbindung zum Park und man zeigte auf ein Boot, welches dorthin fahren würde. Wir gingen an Bord und suchten uns, auf dem relativ leeren Boot einen annehmbaren Platz. Die Entscheidung fiel schwer, weil es keine Sitzbänke oder ähnliche Möbel gab. An Bord waren noch 5 Afrikaner, welche aber nicht unsere Sitzprobleme zu haben schienen. Die erste Stunde geschah nichts. Doch dann betrat ein Mann mit einem Bündel das Boot und suchte sich einen Sitzplatz. Bald erschien noch einer und so langsam wuchs die Zahl der Passagiere. Alle hatte auf dem Markt erworbene Dinge oder Lebensmittel mit, welche nördlich von Kigoma schwer, oder zu höheren Preisen zu erhalten waren. Neben uns kam ein mit Soldaten beladenes Fahrzeug an. Der Kommandierende rekrutierte sofort einige Träger aus der Schar der herumstehenden um Waffen und Ausrüstungsgegenstände auszuladen und abzutransportieren. Ein junger Mann, der mit seiner Hilfsbereitschaft etwas zurückhaltend war, wurde mit dem Kommandostab des Offiziers an seine Pflicht, der Armee zu helfen, erinnert. Nachdem alles weggeschafft war, zog wieder Ruhe am Ufer ein. Aber auch auf unserem Boot war nicht zu erkennen, daß wir bald in See stechen würden. Zwar kamen immer mal wieder Leute an Bord, aber manche gingen auch wieder. Nachdem wir unsere Gesäße zwei Stunden gequält hatten, beschlossen wir, daß unsere Bootstour zu Ende war und stiegen aus.
Auf dem Rückweg kamen wir, fast schon am Ende des Dorfes, an einem „Restaurant“ vorbei. Wir wollten nur einen Becher chai yai rangi, bila sukari trinken, doch wurden wir von der Bohnensuppe am Nachbartisch animiert, von ihr zu probieren. Für uns wurden von irgendwo zwei Löffel geholt und so hatten wir keine Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme. Da wir nicht wußten, unter welchen Umständen die Suppe hergestellt wurden war, schmeckte sie, verbessert durch einen Spritzer Ketchup, ausgezeichnet. Der Preis für dieses Menü mit zwei Gängen war allerdings horrend: 200 Tsh! Rechnet man diese Summe allerdings um (DM 0,50), konnten wir mit dem Preis zufrieden sein. So entschlossen wir uns spontan, mit dem Taxi nach hause zu fahren. Die Preisverhandlung dauerte länger als die Fahrt, aber wir konnten mit dem Geld auch nicht so großzügig sein und die Preise verderben. Schließlich einigten wir uns darauf, mit ihm für 1000 Tsh bis zum Bahnhof zu fahren.
Unter der heißen Nachmittagssonne schleppten wir uns zu unserem Hotel. Ein kurzer Stop in dem kleinen Restaurant gleich rechts am Wege, wo man uns schon kannte, um ein Bier zu trinken, ermöglichte unser Weitergehen. So sanken wir völlig erschöpft auf unsere Betten.
Am Mittwoch nahmen wir unser letztes Frühstück in Kigoma ein. Alle Reisegruppen waren versammelt und die Aufregung vor der Abreise lag in der Luft. Das Ziel aller war mittlerweile  Kasanga. Wir hatten also gemeinsam das ungelöste Problem der Weiterfahrt. Aber bis da waren es noch 600 km mit dem Schiff. Wir verdrängten die Gedanken.
Beim Fotographen nahmen wir unsere bestellten Fotos entgegen und feierten dieses Ereignis der Einführung der Ansichtskarte von Kigoma mit einem Mittagessen in einem neuen Restaurant unweit des Kigoma Hotels, an der Straße Konsulat von Burundi. Auch hier konnte man zwischen chicken or beef and rice or chips wählen. Dazu gab es heftig kreisende Ventilatoren, so daß wir froh waren, in die afrikanische Wärme zurück zu können.
Im Hotel wurden aus den Fotos sofort Ansichtskarten gemacht, denn sie sollten doch von Kigoma aus ihren Weg antreten. Dann wurde es Zeit, unser Bündel zu schnüren, unsere Rechnung zu begleichen (72000 Tsh) und uns auf den Weg zum Hafen zu machen. Denn das Schiff wartet nicht! Pünktlich 16:00 Uhr wird die M.V. Mwongozo ablegen! Das wollten wir, nach einer Woche Wartezeit, auf keinen Fall versäumen.