Australien Teil 1

Sydney - Brisbane

 

4. Tag 07.09.1999 Ankunft Sydney

Gegen 16:00 landen wir nach einer Riesenschleife über dem endlosen Häusermeer in Sydney. Beim Zoll gibt es etwas Trouble, weil Gudrun noch ein paar Kekse von Bord mitgebracht hat. Nachdem sie in eine Tonne zum Vernichten getan sind, ist alles in Ordnung.
Nun stehen wir erst einmal ziemlich hilflos mit unserer Unmenge Gepäck auf dem Vorplatz des Airports. Da sehen wir einen Kleinbus mit der Aufschrift "City Hotels". Wir fragen den Fahrer und er will uns für 7.- $ pro Person zum Hotel bringen. Er wartet noch eine Weile, um alle seine Plätze voll zu bekommen, doch dann geht es endlich los. Er fährt wie ein Wilder, aber durch die vielen Umwege wegen der verschiedenen Fahrgäste dauert es doch eine ganze Weile.
Das Einchecken im Hotel klappt problemlos. Wir wohnen im 4. Stockwerk auf der Hofseite, wo der Lärm nicht so groß ist. Das Zimmer ist nicht die Welt, aber für eine Nacht ausreichend. Inzwischen, es ist kurz nach 18:00 Uhr, ist es draußen schon stockdunkel. Wir machen noch einen kleinen Bummel ums Viereck. Interessant ist der starke Verkehr und die Werbung an den Supermärkten: "Wir haben 24 Stunden für Sie geöffnet, 7 Tage in der Woche". Armes, kleinkariertes Deutschland. Dann gehen wir nach einem langen Tag ziemlich müde zu Bett.

 

5. Tag 08.09.1999 Sydney, Wohnmobil-Übernahme

Nach erholsamen Schlaf frühstücken wir fürstlich im Hotel, das große Menü "American Breakfast" für 18.-$ pro Person .Weil wir noch genug Zeit haben, gehen Dirk und ich in ein Internet-Cafe um die Ecke und setzen eine E-Mail ab. Weil hier die Tastaturbelegung völlig anders ist als bei uns, stellen wir uns ziemlich an. Gudrun bummelt inzwischen durch die Geschäfte. Dann holen wir unser Gepäck aus dem Zimmer und bitten den Herrn an der Reception, uns ein Taxi zu rufen. Der schickt den Hotelboy auf die Straße, wo dieser dann ein vorbeifahrendes, leeres Taxi für uns heran pfeift. Wir zeigen dem Taxifahrer die Adresse der Wohnmobilstation. Er nickt und findet die Straße auch, aber nach Britz muß er suchen. Die Firma ist also doch nicht so bekannt, wie wir dachten. Da die Station in der Nähe des Flughafens liegt, sind wir erstaunt, daß es nur 13.- $ kostet. Da hätten wir uns gestern das Theater mit dem klapprigen Kleinbus sparen können.
In der Britzstation läuft alles routinemäßig ab: Wir dürfen den Vertrag unterschreiben, eine Versicherung auswählen (wir nehmen die teuerste für 730.- $ wegen des Linksverkehrs), bezahlen für Einwegmiete noch 150.- $ und 84.- $ für "Sonstiges". Die Kaution müssen wir in Form eines Blanko-Visa-Formulars hinterlegen. Dann sucht die nette Dame auf dem Hof, der voller Fahrzeuge steht, eines für uns aus. Es dauert etwas, bis sie das älteste, was sie hier haben, gefunden hat. Aber das merken wir erst später. Ein paar äußerliche Kratzer und Beulen werden auf dem Übergabeprotokoll registriert und sie erklärt uns die Bedienung. Dann holen wir Gudrun, die inzwischen das Gepäck bewacht hat und als erfahrener Wohnmobilfan findet sie sofort noch ein paar Mängel. Eine zerrissene Kopfstütze repariert der Werkstattmensch mit Sekundenkleber, aber mit den meisten müssen wir eben leben. Etwas mißtrauisch geworden, fahre ich erst mal eine Runde auf dem Hof. Der Motor läuft gut, nur die Schaltung ist sehr gewöhnungsbedürftig. Das sind aber alles keine Gründe, um die Annahme zu verweigern und ein anderes zu verlangen. So laden wir schließlich unsere Siebensachen ein und mit einem Plan zum nächsten Supermarkt und zu einem Campingplatz in Sydney versehen fahren wir vom Hof.
Am Anfang geht alles etwas langsam wegen der hakeligen Schaltung, bis ich dann einfach immer mit dem 2. Gang anfahre. Dirk, der neben mir sitzt, meint ab und zu mal, daß ich weiter nach rechts zur Straßenmitte fahren soll, weil ich sonst an den Bäumen am Rand schabe. Nachdem wir 2 mal um das Viereck gefahren sind und am Supermarkt kein Parkplatz frei ist, fahren wir zum Campingplatz. Der liegt im Süden von Sydney an einer dreispurigen Schnellstraße. So schwimme ich im Fahrzeugstrom mit und sammle erste Erfahrungen im Linksfahren. Den Platz finden wir auch sofort und bemerken im Vorbeifahren, daß sich unmittelbar daneben ein auch Supermarkt befindet. Die Anmeldung auf dem "Caravan-Park Grand Pines" verläuft problemlos. Wenn man Stromanschluß braucht, muß man "Power-Site" verlangen. Der Platzwart, auf englisch "Hausmeister" genannt, weist uns einen schönen Platz zu. Als wir aussteigen, tobt über uns in den Bäumen eine Schar bunter Papageien.
Weil es erst 13:00 ist, wollen wir die Stadt besichtigen. Wir winken uns ein Taxi ran und fahren für 30.- $ ins Zentrum. Mit dem unhandlichen Wohnmobil würden wir schlecht einen Parkplatz finden und wir wollen ja nicht gleich übertreiben am ersten Tag in diesem Verkehrsgewühl. Gudrun hat schon die Highlights der City heraus gesucht, aber zuerst wollen wir zum Royal Automobil Club. Beim RAC sind wir falsch, bekommen aber vom Portier eine Stadtplankopie mit der Adresse des AAC von New South Wales ein paar Blocks weiter. Wenn schon die Kopien bereit liegen, sind wir sicher nicht die Einzigen, die dort vorsprechen. Wir sind in der Macquarie Street beim Botanic Garden, nur wenige Schritte vom berühmten Sydney Opera House entfernt. An der Oper bietet sich uns ein prächtiges Panorama vom Circular Quay mit der wolkenkratzenden Skyline von Sydney zu der Altstadt, The Rocks und der Harbour Bridge. Der Circular Quay mit sechs Landungsbrücken ist der zentrale Knotenpunkt für Schiffe, Busse und Vorortzüge. Über den Circular Quay, wühlen wir uns zu The Rocks durch. Im Visitor Centre bekommen wir Stadt- und Busfahrpläne für die weitere Tour. In der Pitt Street gehen wir zwischen den Wolkenkratzern Richtung Martin Place. Vereinzelt steht zwischen den Wolkenkratzern auch noch ein normales Haus oder aus einem 5-Geschosser schält sich ein Hochhaus. Das haben wir bisher noch nirgendwo gesehen. Wir schauen in eine Ladenpassage und sind begeistert von der Schönheit und Eleganz der viktorianischen Architektur.
Ecke King Street suchen wir vergeblich nach dem "Australien Automobil Club". Als letzten Versuch frage ich beim Empfang eines Immobilienbüros und wir sind auf den richtigen Weg. Das Büro des AAC befindet sich dort in der 1.Etage. Ich kann nur sagen, nichts ist unmöglich! Die Suche hat sich jedoch gelohnt: wir bekommen erstklassiges Kartenmaterial für die weitere Fahrt durch New South Wales und als ADAC-Mitglieder kostenlos. Ein Stück weiter in der Market Street ragt der 325m hohe Sydney Tower in den Himmel Weiter in der Pitt Street bewundern wir das Queen Victoria Building, ein Prachtstück viktorianischer Baukunst, das fast 200 elegante Geschäfte und Boutiquen beherbergt. Es ist fast 18.00Uhr und wir müssen uns beeilen um noch ein paar Tageslichtaufnahmen zu bekommen.
Bevor wir bei der Park Street in der Station der Stadtschnellbahn verschwinden, werfen wir noch einen Blick auf die Town Hall und die St Andrews Cathedral. Die Bahn ist satt gefüllt; die halbe Strecke fährt sie als U-Bahn, dann fahren wir noch einmal so lange oberhalb durch die Vororte. In Rockdale steigen mit uns viele Leute aus, die sich im Busbahnhof auf die verschiedenen Linien verteilen. Mit Bus 477 fahren wir bis zur Endstation Sans Souci. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Supermarkt und wir machen den ersten Einkauf für das Abendbrot und das nächste Frühstück. Ich suche verzweifelt nach Bier, kann in dem großen Markt aber keines finden. Der Verkäufer will mich nicht verstehen. Das ist mir auch noch nicht passiert! So ein schöner, erlebnisreicher Tag und kein Bier zum Abschluss. Später merken wir, dass Alkohol (dazu zählt hier auch Bier) in speziellen Geschäften gehandelt wird. So schlimm waren die Mormonen in den USA nicht.

 


6. Tag 09.09.1999 Sydney -The Entrance

Die Nacht war sehr kühl und wir waren heilfroh, daß Daunensteppdecken zu unserer Ausrüstung gehören. Morgens um 6:30 werden wir von Motorengeräusch geweckt, weil die ersten schon auf Tour gehen. Bei uns im Mobil sieht es aus, wie in einer Tropfsteinhöhle; alle Fenster sind von innen beschlagen. Um 7:00 gehen wir dann in den Waschraum. Der Frühstückskaffee wird mit Mineralwasser gebrüht und schmeckt nicht schlecht, aber mit Entsetzen stellen wir fest, daß Butter und Margarine stark gesalzen sind. Das macht sich gut zu Marmelade. Nach kurzer Diskussion unserer heutigen Route und einem Check des Motors sind wir bereit und fahren los. Es geht sofort rein ins Getümmel in Richtung Norden auf dem Highway No. 1, der bis Brisbane "Pacific-Highway" heißt. Bis zu 80 km/h dürfen auf dieser Stadt-Schnellstraße gefahren werden und ich muß mitschwimmen im Strom. Heute komme ich schon wesentlich besser zurecht mit dem ungewohnten Linksverkehr, nur ein leichter Linksdrall ist noch da. 2 mal holpert deshalb in engen Kurven das Hinterrad über die Bordkante. Auch an die hakelige Schaltung gewöhne ich mich langsam. Unser Weg führt mitten durch das Zentrum der Stadt, doch dank Dirks Unterstützung und der guten Ausschilderung klappt alles bestens.
Unser erstes Ziel ist der Ku-ring-gai Nationalpark, ein von tiefen Schluchten durchzogenes Waldgebiet. Vom Visitor-Center geht ein Lehrpfad durch das Gelände. Dort sehen wir unsere ersten Känguruhs, die allerdings nur faul im Gras herumliegen. Ein Stück weiter befindet sich ein Gehege mit Emus. Deren Gefieder sieht fast aus wie Fell. Außerdem sind noch verschiedene Papageien zu sehen.
Während der Weiterfahrt suchen wir nach einem Supermarkt,um unsere Vorräte zu ergänzen. Weil wir nichts finden, halten wir schließlich an irgendeinem Dorfladen mit begrenztem Angebot und relativ hohen Preisen. Als dann 5 km später (kurz vor The Entrance) ein großes Einkaufszentrum kommt, ärgern wir uns ein wenig und gehen gleich noch einmal Einkaufen. Dort gab es dann auch ordentliches Mischbrot, das nicht so watteweich ist, wie das ganze andere hiesige Brot. An der Kasse versuchen wir mit Traveller-Cheques zu zahlen. Nachdem die Kassiererin telefonisch Rücksprache mit ihrer Supervisorin gehalten hatte, kam diese dann auch gleich mit einem Stempel, der auf die Rückseite des Checks gedrückt wird und in dessen Felder die Daten vom Reisepaß eingetragen werden.
Laut Reiseführer gibt es in The Entrance eine große Pelikankolonie. Wir sehen aber nur ein paar Exemplare beim Caravan Park, die sich mit den Anglern um deren Beute stritten. Der Campingplatz macht einen gepflegten Eindruck. Als Gast bekommt man eine Magnetkarte für die Einfahrtschranke und einen Schlüssel für Wasch- und Toilettenräume.

 

7. Tag 10.09.1999 The Enrance - Port Macquarie

Heute sind wir sogar schon um 6:00 aufgestanden. Mit der Zeitverschiebung haben wir noch so unsere Probleme. Es ist nicht ganz so kalt wie gestern (17°C), aber es regnet. Wir beschließen, so schnell wie möglich nach Norden zu fahren, wo es hoffentlich wärmer ist. Fast den gesamten Tag fahren wir auf dem Highway No.1 in Richtung und fast genauso lange regnet es. Die Straßen sind sehr holperig. Unterwegs halten wir mal in einem kleinen Ort am Visitor-Center an. Dort sind zwei nette Frauen angestellt, die uns freudig mit einer Unmenge an Informationsmaterial überhäufen.
Östlich von Port Macquarie befindet sich das Billabong Koala Breeding Center. Dort bekommen wir eine Privatvorstellung von der Fütterung der Koalas, weil wir zu dem Zeitpunkt die einzigen Besucher sind. Die Koalas sitzen jeder in einer Astgabel und kauen genüßlich Eukalyptusblätter. Einen dürfen wir sogar streicheln. Außer Koalas gibt es hier noch Wallabies, Kanguroos, Wombats und viele Papageien und andere Vögel zu sehen. Inzwischen regnet es nicht mehr und wir fahren zum nahegelegenen The Entrance, um den Caravanpark zu finden, den wir uns aus dem Verzeichnis gesucht haben. Der Platz ist super mit einer Einschränkung: wir als Gäste für eine Nacht müssen auf einer Art Vorplatz stehen, um die Ruhe der Dauergäste nicht zu stören.

 


8. Tag 11.09.1999 Port Macquarie - Yamba

Das Schlecht-Wetter-Gebiet von gestern ist weitergezogen und ein wunderbarer Tag erwartet uns schon am Morgen. So besichtigen wir erst einmal Port Macquarie. Es ist ein hübsches kleines Städtchen, in dem jetzt viele wohlhabende Leute wohnen. Es wurde 1821 als Strafkolonie gegründet. Die sehenswerte St. Thomas Church wurde 1824-28 von Zwangsdeportierten gebaut. Nach einem Abstecher zum Tacking Point, einem Aussichtspunkt an der Steilküste, geht es wieder auf dem Highway No.1 in Richtung Norden.
Heute haben wir ein Verkehrszeichen mit der Aufschrift: "Damaged Surface" gesehen. Davon müsste es eigentlich Tausende entlang des Highway geben. Da ist noch viel zu tun, wenn zur Olympiade die große Touristenflut einsetzt. Die Australier selbst sehen das etwas anders. Sie meinen, dass es früher noch viel schlechter war. Sie sind froh, dass die Hauptstraßen mittlerweile alle asphaltiert sind. Bei Coffs Harbour erhebt sich neben dem Highway eine riesige Bananenattrappe aus Fieberglas. Dahinter fährt eine Schmalspurbahn durch die Bananenplantage. Wir verzichten auf die nicht gerade billige Besichtigungs-tour und kaufen dafür eine Staude Bananen. Sie schmecken allerdings nicht besonders. Anscheinend floriert der Bananenverkauf aus den umliegenden Plantagen nicht mehr so richtig und nun versuchen sich die Farmer in der Touristikbranche.
Bei einer Rast am späten Nachmittag stellen wir mit Erschrecken fest, daß sich unser Motor nicht mehr ausschalten läßt. Der wird jetzt immer mit dem erstem Gang und festgemachter Bremse abgewürgt. In Yamba haben wir uns wieder für einen Platz der "BIG 4 Holiday Parks" entschieden. Die Kette ist nicht die Billigste, aber wir bekommen durch unsere Britz-Saver-Card Rabatt und es sind Super Plätze.

 

9. Tag 12.09.1999 Yamba - Red Cliff

Am frühen Morgen werden wir von den Rufen exotischer Vögel geweckt. Die sind so laut, daß sie uns nach einer Weile schon ein wenig nerven. Vor der Abfahrt schauen wir mal unter die Motorhaube. Ein gelöstes Kabel können wir aber nicht zwischen den ganzen Bauteilen entdecken. Wir rüttelten überall etwas herum und glücklicherweise können wir den Motor dann wieder auf normalem Weg abschalten.
Auf dem Weg nach Brisbane halten wir in Tweed Heads an einem Aboriginal Kulturzentrum an, wo sich ein Naturpfad kilometerlang auf einem über dem Sumpf gebauten Holzsteg durch einen Mangrovenwald zieht. Hier sehen wir viele Krebse Vögel und Insekten. Mitten auf einem der Stege liegt ein weibliches Exemplar der Spezies Homo-Sapiens in der Sonne und versperrt uns den Weg. Eine fette Beute für die Mücken.
Die weitere Route führt uns an der "Gold-Coast" entlang, einem riesigen Touristen-Zentrum mit vielen Menschen und Staus. Wir lassen es rechts liegen und nähern uns Brisbane auf einer 50 km langen Highway-Baustelle. Jede Fahrtrichtung wird auf 3 Spuren erweitert. Das Zentrum von Brisbane durchqueren wir auf dem schnellsten Weg, weil wir nicht schon wieder eine Großstadt besichtigen wollen. Ein interessantes Bauwerk ist die riesige Hängebrücke, auf der wir über den Brisbane-River fahren. Dort sollte man Kleingeld wegen der Maut bereithalten. Ab jetzt heißt der Highway No. 1 "Bruce Highway". In Red Cliff, einem Ortsteil am nördlichem Stadtrand, finden wir einen Campingplatz an einem Sportboothafen. Außer uns hat hier jeder ein Boot im Wasser liegen. Wir machen noch einen kurzen Spaziergang, um die Umgebung zu besichtigen und schon ist es dunkel.
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