Nach erholsamen Schlaf frühstücken wir fürstlich im Hotel, das große
Menü "American Breakfast" für 18.-$ pro Person .Weil wir noch genug Zeit
haben, gehen Dirk und ich in ein Internet-Cafe um die Ecke und setzen
eine E-Mail ab. Weil hier die Tastaturbelegung völlig anders ist
als bei uns, stellen wir uns ziemlich an. Gudrun bummelt inzwischen durch
die Geschäfte. Dann holen wir unser Gepäck aus dem Zimmer und bitten den
Herrn an der Reception, uns ein Taxi zu rufen. Der schickt den Hotelboy
auf die Straße, wo dieser dann ein vorbeifahrendes, leeres Taxi für uns
heran pfeift. Wir zeigen dem Taxifahrer die Adresse der Wohnmobilstation.
Er nickt und findet die Straße auch, aber nach Britz muß er suchen. Die
Firma ist also doch nicht so bekannt, wie wir dachten. Da die Station
in der Nähe des Flughafens liegt, sind wir erstaunt, daß es nur 13.- $
kostet. Da hätten wir uns gestern das Theater mit dem klapprigen Kleinbus
sparen können.
In der Britzstation läuft alles routinemäßig ab: Wir dürfen den Vertrag
unterschreiben, eine Versicherung auswählen (wir nehmen die teuerste für
730.- $ wegen des Linksverkehrs), bezahlen für Einwegmiete noch 150.-
$ und 84.- $ für "Sonstiges". Die Kaution müssen wir in Form eines Blanko-Visa-Formulars
hinterlegen. Dann sucht die nette Dame auf dem Hof, der voller Fahrzeuge
steht, eines für uns aus. Es dauert etwas, bis sie das älteste, was sie
hier haben, gefunden hat. Aber das merken wir erst später. Ein paar äußerliche
Kratzer und Beulen werden auf dem Übergabeprotokoll registriert und sie
erklärt uns die Bedienung. Dann holen wir Gudrun, die inzwischen das Gepäck
bewacht hat und als erfahrener Wohnmobilfan findet sie sofort noch ein
paar Mängel. Eine zerrissene Kopfstütze repariert der Werkstattmensch
mit Sekundenkleber, aber mit den meisten müssen wir eben leben. Etwas
mißtrauisch geworden, fahre ich erst mal eine Runde auf dem Hof. Der Motor
läuft gut, nur die Schaltung ist sehr gewöhnungsbedürftig. Das sind aber
alles keine Gründe, um die Annahme zu verweigern und ein anderes zu verlangen.
So laden wir schließlich unsere Siebensachen ein und mit einem Plan zum
nächsten Supermarkt und zu einem Campingplatz in Sydney versehen fahren
wir vom Hof.
Am Anfang geht alles etwas langsam wegen der hakeligen Schaltung, bis
ich dann einfach immer mit dem 2. Gang anfahre. Dirk, der neben mir sitzt,
meint ab und zu mal, daß ich weiter nach rechts zur Straßenmitte fahren
soll, weil ich sonst an den Bäumen am Rand schabe. Nachdem wir 2 mal um
das Viereck gefahren sind und am Supermarkt kein Parkplatz frei ist, fahren
wir zum Campingplatz. Der liegt im Süden von Sydney an einer dreispurigen
Schnellstraße. So schwimme ich im Fahrzeugstrom mit und sammle erste Erfahrungen
im Linksfahren. Den Platz finden wir auch sofort und bemerken im Vorbeifahren,
daß sich unmittelbar daneben ein auch Supermarkt befindet. Die Anmeldung
auf dem "Caravan-Park Grand Pines" verläuft problemlos. Wenn man Stromanschluß
braucht, muß man "Power-Site" verlangen. Der Platzwart, auf englisch "Hausmeister"
genannt, weist uns einen schönen Platz zu. Als wir aussteigen, tobt über
uns in den Bäumen eine Schar bunter Papageien.
Weil es erst 13:00 ist, wollen wir die Stadt besichtigen. Wir winken uns
ein Taxi ran und fahren für 30.- $ ins Zentrum. Mit dem unhandlichen Wohnmobil
würden wir schlecht einen Parkplatz finden und wir wollen ja nicht gleich
übertreiben am ersten Tag in diesem Verkehrsgewühl. Gudrun hat schon die
Highlights der City heraus gesucht, aber zuerst wollen wir zum Royal Automobil
Club. Beim RAC sind wir falsch, bekommen aber vom Portier eine Stadtplankopie
mit der Adresse des AAC von New South Wales ein paar Blocks weiter. Wenn
schon die Kopien bereit liegen, sind wir sicher nicht die Einzigen, die
dort vorsprechen. Wir sind in der Macquarie Street beim Botanic Garden,
nur wenige Schritte vom berühmten Sydney Opera House entfernt. An der
Oper bietet sich uns ein prächtiges Panorama vom Circular Quay mit der
wolkenkratzenden Skyline von Sydney zu der Altstadt, The Rocks und der
Harbour Bridge. Der Circular Quay mit sechs Landungsbrücken ist der zentrale
Knotenpunkt für Schiffe, Busse und Vorortzüge. Über den Circular Quay,
wühlen wir uns zu The Rocks durch. Im Visitor Centre bekommen wir Stadt-
und Busfahrpläne für die weitere Tour. In der Pitt Street gehen wir zwischen
den Wolkenkratzern Richtung Martin Place. Vereinzelt steht zwischen den
Wolkenkratzern auch noch ein normales Haus oder aus einem 5-Geschosser
schält sich ein Hochhaus. Das haben wir bisher noch nirgendwo gesehen.
Wir schauen in eine Ladenpassage und sind begeistert von der Schönheit
und Eleganz der viktorianischen Architektur.
Ecke King Street suchen wir vergeblich nach dem "Australien Automobil
Club". Als letzten Versuch frage ich beim Empfang eines Immobilienbüros
und wir sind auf den richtigen Weg. Das Büro des AAC befindet sich dort
in der 1.Etage. Ich kann nur sagen, nichts ist unmöglich! Die Suche hat
sich jedoch gelohnt: wir bekommen erstklassiges Kartenmaterial für die
weitere Fahrt durch New South Wales und als ADAC-Mitglieder kostenlos.
Ein Stück weiter in der Market Street ragt der 325m hohe Sydney Tower
in den Himmel Weiter in der Pitt Street bewundern wir das Queen Victoria
Building, ein Prachtstück viktorianischer Baukunst, das fast 200 elegante
Geschäfte und Boutiquen beherbergt. Es ist fast 18.00Uhr und wir müssen
uns beeilen um noch ein paar Tageslichtaufnahmen zu bekommen.
Bevor wir bei der Park Street in der Station der Stadtschnellbahn verschwinden,
werfen wir noch einen Blick auf die Town Hall und die St Andrews Cathedral.
Die Bahn ist satt gefüllt; die halbe Strecke fährt sie als U-Bahn, dann
fahren wir noch einmal so lange oberhalb durch die Vororte. In Rockdale
steigen mit uns viele Leute aus, die sich im Busbahnhof auf die verschiedenen
Linien verteilen. Mit Bus 477 fahren wir bis zur Endstation Sans Souci.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Supermarkt und wir machen
den ersten Einkauf für das Abendbrot und das nächste Frühstück. Ich suche
verzweifelt nach Bier, kann in dem großen Markt aber keines finden. Der
Verkäufer will mich nicht verstehen. Das ist mir auch noch nicht passiert!
So ein schöner, erlebnisreicher Tag und kein Bier zum Abschluss. Später
merken wir, dass Alkohol (dazu zählt hier auch Bier) in speziellen Geschäften
gehandelt wird. So schlimm waren die Mormonen in den USA nicht.
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